Volkshochschule

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Eine Volkshochschule (VHS) ist eine gemeinnützige Einrichtung zur Erwachsenen- und Weiterbildung.

Allgemeine Informationen

Träger

Als Träger von Volkshochschulen fungieren meist Gebietskörperschaften wie Gemeinden oder aber Berufsverbände.

Jede Volkshochschule ist eigenständig. Es gibt jedoch Landesverbände der Volkshochschulen in allen Bundesländern, in denen übergeordnete Dinge geregelt, Verhandlungen auf Landes- und Bundesebene geführt und die enge Zusammenarbeit der einzelnen Volkshochschulen in den Regionen organisiert wird. Die Landesverbände der Volkshochschulen sind im Deutschen Volkshochschul-Verband e. V. zusammengeschlossen.

Volkshochschulen verstehen sich heute als kommunale Weiterbildungszentren. Sie bieten Kurse, Einzelveranstaltungen, Kompaktseminare, Studienreisen und -fahrten ebenso an, wie "Bildung auf Bestellung" in Form von sog. Firmen- oder Inhouse-Kursen.

Finanzierung

In der Regel finanzieren sich die VHS durch die drei "Säulen":

  • Zuschüsse des Landes,
  • Zuschüsse der Gemeinde(n) und
  • Einnahmen aus Teilnehmerentgelten.

Da die Volkshochschulen nur einen Teil der Unkosten durch Teilnehmerentgelte decken müssen - ohne Gewinn zu erzielen - sind VHS-Kurse vergleichsweise kostengünstige Angebote für alle Bevölkerungsschichten.

Lehrangebot

Das Lehrangebot von Volkshochschulen besteht aus Lehrveranstaltungen verschiedener Dauer, meist zwischen 1 und 15 Wochen. Es gibt Kurse, die auf die Bedürfnisse berufstätiger Personen zugeschnitten sind und daher vorwiegend abends abgehalten werden. Andere stehen insbesondere Arbeitslosen, Hausfrauen und -männern, Rentnern und Pensionären offen und werden vormittags durchgeführt. Auch an Wochenenden finden Intensivkurse, z. B. Computerkurse statt, an denen alle demografischen Schichten teilnehmen können. Ein weiteres Standbein der Volkshochschulen sind Bildungsurlaube nach den Arbeitnehmerweiterbildungsgesetzen der Bundesländer.

Typisch für das Kursangebot sind folgende Themenbereiche:

Geschichte

Zu den Vorläufern der Volkshochschulen zählt die Universitätsausdehnungsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts ebenso wie das öffentliche Vortragswesen, das in der Mitte und im ausgehenden 19. Jahrhundert seinen Ursprung in den Arbeiter- und Handwerker-Bildungsvereinen besitzt.

Einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Volkshochschulen in Deutschland hatte auch die dänische Heim-Volkshochschulbewegung Grundtvig’scher Prägung. Nikolai Frederik Severin Grundtvig gilt als der Begründer der ersten Volkshochschule überhaupt im Jahre 1844.

Die ersten deutschen Volkshochschulen entstanden in der Zeit der Weimarer Republik. Im Artikel 148 der Reichsverfassung von 1919 wurde die Förderung des Bildungswesens, einschließlich der Volkshochschulen, erstmalig gesetzlich verankert.

Das heutige Verständnis von Erwachsenenbildung gilt als Prozess des lebenslangen Lernens. Die weltweiten gesellschaftlichen Veränderungen zeigen, welche Bedeutung den Volkshochschulen in Zukunft beigemessen wird.


Volkshochschulen in Skandinavien

Volkshochschulen existieren auch in Skandinavien, wo diese Schulform, eingeführt durch Grundtvig, ihren Ursprung hat. Allerdings unterscheiden sich skandinavische Volkshochschulen in ihrem Charakter sehr stark von ihren Gegenstücken im deutschsprachigen Raum. Diese Institutionen, die folkehøjskole (Dänisch), folkehøgskole (Norwegisch), folkhögskola (Schwedisch), kansankorkeakoulu (Finnisch) oder fólkaháskúli (Färöisch) genannt werden, sind einjährige Internatsschulen. Die Schüler dieser Volkshochschulen sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Es gibt an diesen Schulen keine Prüfungen, vielmehr wird besonderer Wert auf persönliche Erfahrung, Erlebnis und Dialog gelegt. Ziel dieser Schulen ist es, den Schülern eine fachliche, soziale und persönliche Weiterentwickelung zu ermöglichen. Die angebotenen Kurse decken ein breites Themenspektrum ab, wie beispielsweise Kunst, Handwerk, Musik, Sport, Philosophie, Theater, Fotografie oder Medien. Den skandinavischen Volkshochschulen entsprechen in Deutschland die Heimvolkshochschulen.

Volkshochschulen in Deutschland

Die erste Volkshochschule in Deutschland war die unter Mitarbeit Wilhelm Bölsches von Wilhelm Schwaner 1902 gegründete Freie Hochschule Berlin.

Die meisten Gründungen erfolgten nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 mit dem Ziel, die breite Bevölkerung besser zu bilden, die zuvor von der Bildung ausgeschlossen war. Herman Nohl, Heinrich Weinel und Reinhard Buchwald gründeten Ende 1918 die Volkshochschule Jena, einen Tag nach der Eröffnung gab es bereits 2000 eingeschriebene Hörer. Am 25. Februar 1919 fand die Gründungssitzung der Volkshochschule Thüringen in den Räumen der Firma Carl Zeiss statt. Die Firma stellte der Bewegung auch für Lehrveranstaltungen kostenlose Räumlichkeiten zur Verfügung und spendete 10.000 Mark. Am 1. Juni gab es bereits 26 Volkshochschulen, Ende 1920 war die Anzahl bereits auf über 90 angewachsen.

Volkshochschulen in eigenen Gebäuden

  • Begegnungen, die denen einer Volkshochschule gleichkamen, veranstaltete der Bund Quickborn auf der Burg Rothenfels, die er 1919 erworben und ausgebaut hatte. Sie wurden 1939 von der national-sozialistischen Gestapo verboten.
  • Eine zunächst als genussgiftfreie Begegnungsstätte errichtete Anlage widmete das Heimgartenwerk in Neisse seit 1923 Veranstaltungen einer Volkshochschule. Zusätzlich errichtete das Heimgartenwerk 1926 ein neues Gebäude, in welchem Teilnehmer und Teilnehmerinnen während ihrer Lehrgänge und Schulungen wohnen konnten, und wurde damit zur bisher einzigen Heim-Volkshochschule in der deutschen Geschichte. 1933 eigneten sich die national-sozialistischen Machthaber das Gelände mit seinen Gebäuden an und verwendeten es zunächst für Arbeitsdienst und Wehrmacht, später als Kindergärtnerinnenschule. Beim Kriegsende 1945 und nach der Vertreibung wurden die Gebäude teils zerstört, teils anderen Zwecken gewidmet.
  • Nach dem zweiten Weltkrieg besaß die Volkshochschule in Marl als erste in Deutschland seit 1955 ein eigenes Gebäude, das der "insel" (gegründet 1946)

Siehe auch

Weblinks