Volkshochschule

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Eine Volkshochschule (VHS) ist eine gemeinnützige Einrichtung zur Erwachsenen- und Weiterbildung.

Allgemeine Informationen

Träger

Als Träger von Volkshochschulen fungieren meist Gebietskörperschaften wie Gemeinden oder aber Berufsverbände.

Jede Volkshochschule ist eigenständig. Es gibt jedoch Landesverbände der Volkshochschulen in allen Bundesländern, in denen übergeordnete Dinge geregelt, Verhandlungen auf Landes- und Bundesebene geführt und die enge Zusammenarbeit der einzelnen Volkshochschulen in den Regionen organisiert wird. Die Landesverbände der Volkshochschulen sind im Deutschen Volkshochschul-Verband e.V. zusammengeschlossen.

Volkshochschulen verstehen sich heute als kommunale Weiterbildungszentren. Sie bieten Kurse, Einzelveranstaltungen, Kompaktseminare, Studienreisen und -fahrten ebenso an, wie „Bildung auf Bestellung“ in Form von sog. Firmen- oder Inhouse-Kursen.

Finanzierung

In der Regel finanzieren sich die VHS durch die vier „Säulen“:

  • Zuschüsse des Landes,
  • Zuschüsse der Gemeinde(n),
  • Einnahmen aus Teilnehmerentgelten und
  • Drittmittel (z.B. Förder- oder Werbemittel).

Da die Volkshochschulen nur einen Teil der Kosten durch Teilnehmerentgelte decken müssen – ohne Gewinn zu erzielen – sind VHS-Kurse vergleichsweise kostengünstige Angebote und damit den meisten Bevölkerungsschichten zugänglich.

Kursangebot

Das Kursangebot von Volkshochschulen besteht aus Lehrveranstaltungen verschiedener Dauer, meist zwischen 1 und 15 Wochen. Es steht in aller Regel allen Personen ab einem Alter von 16 Jahren offen. Es gibt aber Kurse, die auf die Bedürfnisse berufstätiger Personen zugeschnitten sind. Andere sind insbesondere auf Arbeitslose, Familienfrauen und -männern oder Rentner und Pensionäre ausgerichtet. Je nach Zielgruppe und Verfügbarkeit von Räumen finden Kurse vormittags, abends oder als Intensivkurs am Wochenende statt. Ein weiteres Standbein der Volkshochschulen sind Bildungsurlaube nach den Arbeitnehmerweiterbildungsgesetzen der Bundesländer. Viele Volkshochschulen führen auch Studienreisen und Exkursionen durch und bieten als Auftragsmaßnahmen Schulungen für Firmen, Verbände, Vereine oder Privatpersonen durch.

Typisch für das Kursangebot sind folgende Themenbereiche:

Geschichte

Zu den Vorläufern der Volkshochschulen zählen die Universitätsausdehnungsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts, das öffentliche Vortragswesen, sowie die Bildungsarbeit der Arbeiter- und Handwerker-Bildungsvereine. Als erste Volkshochschule wird oft die Humbold-Akademie bezeichnet, in welcher ab 1879 in Vortragszyklen wissenschaftliche Ergebnisse in populärer Form den nicht-akademisch gebildeten Bürgern vermittelt wurden.

Einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Volkshochschulen in Deutschland hatte auch die dänische Heimvolkshochschule Grundtvigscher Prägung. Nikolai Frederik Severin Grundtvig gilt als der Begründer der ersten Volkshochschule überhaupt im Jahre 1844.

Die ersten deutsche Volkshochschule entstand im Deutschen Reich am 13. Januar 1902 im Bürgersaal des Roten Rathauses in Berlin.[1]. Weitere entstanden in der Zeit der Weimarer Republik. Im Artikel 148 der Reichsverfassung von 1919 wurde die Förderung des Bildungswesens, einschließlich der Volkshochschulen, erstmalig gesetzlich verankert.

Man versteht heute Erwachsenenbildung als organisierte Form des lebenslangen Lernens. Die weltweiten gesellschaftlichen Veränderungen zeigen, welche Bedeutung den Volkshochschulen in Zukunft beigemessen wird.

Einige Ideen der ursprünglichen Volkshochschulen finden sich heute noch in den Konzepten der Volks-Unis.

Volkshochschulen in Skandinavien

Die skandinavische Volkshochschulen unterscheiden sich in ihrem Charakter stark von ihren Gegenstücken im deutschsprachigen Raum. Diese Institutionen, die folkehøjskole (Dänisch), folkehøgskole (Norwegisch), folkhögskola (Schwedisch), kansanopisto (Finnisch) oder fólkaháskúli (Färöisch) genannt werden, sind Internatsschulen mit zwei- bis zwölfmonatigen Kursangeboten. Die Kurse richten sich an Erwachsene, die meisten Teilnehmer sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Ziel dieser Schulen ist es, den Schülern eine fachliche, soziale und persönliche Weiterentwickelung zu ermöglichen. Die angebotenen Kurse decken ein breites Themenspektrum ab, wie beispielsweise Kunst, Handwerk, Musik, Sport, Philosophie, Theater, Fotografie oder Medien. Es gibt keine Prüfungen, vielmehr wird besonderer Wert auf persönliche Erfahrung, Erlebnis und Dialog gelegt. Den skandinavischen Volkshochschulen entsprechen in Deutschland die Heimvolkshochschulen.

Den Volkshochschulen im deutschsprachigen Raum entsprechen in Skandinavien Voksenundervisning (etwa: Erwachsenenbildung) und zum Teil folkeuniversitet oder folksuniversitet (etwa: Volksuniversität). Letztere sind jedoch meistens an lokale Universitäten gekoppelt.

Der deutschen Volkshochschule entspricht in Finnland das työväenopisto bzw. kansalaisopisto (arbetarinstitut auf schwedisch), das finnische Arbeiter- bzw. Volks-Bildungsinstitut (welches den früheren deutschen Arbeiter- und Handwerker-Bildungsvereinen entspricht).

Historischer Hintergrund der skandinavischen Volkshochschulen

Die Idee der Volkshochschulen wurde von Grundtvig in Dänemark entwickelt. Grundtvig vertrat die Überzeugung, dass die Bürger ihre neu eingeführten demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten nur nutzen konnten, wenn sie über eine „zweckmässige Bildung“ verfügten. Er setzte sich deshalb dafür ein, dass auch für Erwachsene Bildungsangebote geschaffen wurden und dass diese für alle zugänglich – d. h. finanziell erschwinglich und ohne selektive Prüfungen – waren. Die erste dänische Volkshochschule war weltweit die erste und wurde 1844 in Rødding in Schleswig eröffnet.

Volkshochschulen in Deutschland

Die erste Volkshochschule in Deutschland war die unter Mitarbeit Wilhelm Bölsches von Wilhelm Schwaner 1902 gegründete Freie Hochschule Berlin.

Die meisten Gründungen erfolgten nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 mit dem Ziel, die breite Bevölkerung besser zu bilden, die zuvor von der Bildung ausgeschlossen war. Herman Nohl, Heinrich Weinel und Reinhard Buchwald gründeten Ende 1918 die Volkshochschule Jena, einen Tag nach der Eröffnung gab es bereits 2000 eingeschriebene Hörer. Am 25. Februar 1919 fand die Gründungssitzung der Volkshochschule Thüringen in den Räumen der Firma Carl Zeiss statt. Die Firma stellte der Bewegung auch für Lehrveranstaltungen kostenlose Räumlichkeiten zur Verfügung und spendete 10.000 Mark. Am 1. Juni gab es bereits 26 Volkshochschulen, Ende 1920 war die Anzahl bereits auf über 90 angewachsen.

Volkshochschulen in eigenen Gebäuden

  • Begegnungen, die denen einer Volkshochschule gleichkamen, veranstaltete der Bund Quickborn auf der Burg Rothenfels, die er 1919 erworben und ausgebaut hatte. Sie wurden 1939 von der national-sozialistischen Gestapo verboten.
  • Eine zunächst als genussgiftfreie Begegnungsstätte errichtete Anlage widmete das Heimgartenwerk in Neisse seit 1923 Veranstaltungen einer Volkshochschule. Zusätzlich errichtete das Heimgartenwerk 1926 ein neues Gebäude, in welchem Teilnehmer und Teilnehmerinnen während ihrer Lehrgänge und Schulungen wohnen konnten, und wurde damit zur bisher einzigen Heim-Volkshochschule in der deutschen Geschichte. 1933 eigneten sich die nationalsozialistischen Machthaber das Gelände mit seinen Gebäuden an und verwendeten es zunächst für Arbeitsdienst und Wehrmacht, später als Kindergärtnerinnenschule. Beim Kriegsende 1945 und nach der Vertreibung wurden die Gebäude teils zerstört, teils anderen Zwecken gewidmet.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß die Volkshochschule in Marl als erste in Deutschland seit 1955 ein eigenes Gebäude, das der „insel“ (gegründet 1946)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wenke: Mein Solingen / Volkshochschule